Geschrieben von Robert Sonntag, 01 November 2009 16:00
Street Dogs & Civet - Stockholm / Göta Källare + Hannover / Bei Chez Heinz
Ein kleiner und natürlich viel zu kurzer Urlaub hatte uns in die Metropole bzw. das Venedig des Nordens verschlagen. Natürlich ist die Rede vom wunderschönen und auch im Oktober schon megakalten Stockholm. Bei der Kälte sind Konzerthallen genau das richtige, wenn man sich aufwärmen möchte, und das sagten wir uns auch am Samstag - so schlugen wir kurz nach 19 Uhr im Göta Källare in Södermalm auf. Wie vorher bei ein paar günstigen Bieren um die Ecke verlautete, sollte das Konzert schon zeitig starten, schließlich war noch Elektrodisco geplant.
17.10.2009 - Stockholm / Göta Källare
Der Club hatte Platz für gut 600 Besucher und gehört schon eher zu den gehobenen Discos im Party- und Alternativviertel Södermalm. Allerdings war im Endeffekt der Club gerade mal höchstens zur Hälfte gefüllt. Der Tipp war im übrigen goldrichtig. Denn schon kurz nach unserem Eintreffen begann mit TYSTA MARI die erste Band.
Die Schweden waren als lokaler Opener dabei, und die Tatsache, dass der Vierer auf schwedisch singt, verschaffte TYSTA MARI ein kleines Heimspiel. Von Beginn an reagierten die Stockholmer, die sonst eher passiv und steif Konzerte anschauen, recht agil, und so legten die Schweden ein gutes Konzert hin. Musikalisch gab es klassischen Schweden-Streetpunk, der allerdings sehr melodisch war und wirklich zu gefallen wusste. Das neue Album des Vierers wurde hauptsächlich zum Besten gegeben und mit ihrer sehr aktiven Show punkteten TYSTA MARI nicht nur bei den Einheimischen, sondern auch bei uns auf ganzer Linie.
Dann waren CIVET an der Reihe. Die All Female Punkband begleitet die STREET DOGS als Support auf der gesamten Europa-Tour und hat dieses sicher nur der Tatsache zu verdanken, dass beide Bands Labelkollegen sind. Schließlich sind die Bands beim Label Hellcat von RANCIDS Tim Armstrong zu Hause. Aber auch insbesondere die musikalischen Fähigkeiten von CIVET werden den Weg ins Vorprogramm geebnet haben. Wer eine so großartige Scheibe wie das rotzige und Rock´N Roll-lastige Punkalbum „Hell Hath No Fury“ im Gepäck hat, der kann ja auch nur punkten. Die vier Damen spielten 35 Minuten lang im Grunde ihr aktuelles Werk rauf und runter. Vom Debüt der Band gab es lediglich einen Song. Das sonst so steife schwedische Publikum taute ziemlich auf und feierte die Band gehörig ab. Und so hatte der Vierer aus Los Angeles um Frontfrau Liza Graves, die auf der Bühne auf einer Kiste stand, sichtlich Spaß. Auch wenn die Show ein wenig einfallslos wirkte und vielleicht einfach ein wenig mehr zu erwarten war, legten CIVET eine gute Show auf die Bretter und gewannen sicher viele neue schwedische Freunde hinzu.
Der Großteil des Publikums war natürlich wegen der STREET DOGS anwesend. Die Band um den früheren DROPKICK MURPHYS Sänger Mike Mc Colgan ließ sich dann auch nicht lange bitten und legte mit „Not Without A Purpose“ gleich fulminant los. Von Anfang an profitierte die Band auch von dem unglaublich guten Sound. Zu Beginn bestand der musikalische Teil der Show ausnahmslos aus Songs der letzten beiden Alben „State Of Grace“, wie „Two Angry Kids“, „Kevin J O`Toole“ oder „Rebel Song sowie „Fading American Dream“ und der Opener, „Common People“, „Tobe Has A Drinking Problem“ oder das ruhige „Final Transmission".
Sänger Mike stachelte das Publikum permanent zu Höchstleistungen an. Er forderte einen Circle Pit hier, Springen und Tanzen dort. Und wie es sich für eine echte Rampensau gehört, war der Sänger der STREET DOGS auch ein echtes Vorbild. Denn die Band aus Boston hatte ihre Show und ihren melodischen Street-Punk-Abend noch gar nicht richtig begonnen, da lag ihr Frontmann bereits im Publikum. In den folgenden 80 Minuten war Mike Mc Colgan ständig am Diven oder im Publikum und legte eine unglaubliche Show aufs Parkett. Da der Club einen Obergang hatte und in der Mitte ein Steg von einer Seite zur anderen verlief, dauerte es nicht lange und Mike Mc Colgan ließ sich über das Publikum hinweg zu dem Steg tragen, kletterte da und zum Obergang hinauf und warf sich dann wieder ins Publikum. Das Ganze tat er mehrmals und ließ sich immer wieder in die begeisterte Menge fallen, die ihn auch immer wieder auffing. Dabei vergaß der Sänger aber nie zu singen, und so entwickelte sich eine wahrlich großartige Show. Zum Schluss hin folgten dann auch noch solche Kracher wie die Hardcoresongs der Band, „Savin Hill“ und „Back To World“. Wie kann dann so ein Konzert am Besten zu Ende gehen? Der Sänger der STREET DOGS sprang am Ende ins Publikum und ließ sich auf Händen in den Vorraum zum Merchandisestand bringen. Ein Klasse Konzert ging zu Ende, das wir noch mit ein paar Bier feierten.
22.10.2009 - Hannover / Bei Chez Heinz
Kaum aus Stockholm zurück, machten die STREET DOGS und CIVET auch in Hannover im Bei Chez Heinz Station. Nach reiflicher Überlegung, schließlich sollte am nächsten Morgen um 6 Uhr der Wecker klingeln, machte ich mich doch noch auf den Weg ins Heinz.
Als ich kurz nach 21 Uhr im Chez Heinz eintraf, spielten CIVET bereits ihren vierten Song. Wie schon Tage vorher, mühten sich die vier Mädels redlich. Doch das Publikum in Hannover blieb auf Abstand. Der Funke wollte nicht überspringen. Irgendwie wirkten CIVET an diesem Abend aber auch etwas lustlos und müde. Die Power fehlte etwas, was aber auch an dem doch eher mäßigen Sound gelegen haben dürfte.
In Hannover war aber noch stärker als in Stockholm zu merken, dass fast das gesamte Publikum im Grunde nur die STREET DOGS sehen wollte. So bereiteten die knapp 300 Besucher der Band aus Boston auch in meiner Heimatstadt einen riesen Empfang. Dann legten sie los. Mike Mc Colgan war mehr im Publikum als auf der Bühne, ließ die Leute mitsingen, pogte, stieg auf den Merchtisch von CIVET und machte erneut eine unglaubliche Show. Das Publikum dankte es ihm und feierte mit einem stetig wachsenden Pit vor der Bühne. Die Songs wurden lauthals mitgegröhlt, und so war auch den STREET DOGS der Spaß deutlich anzumerken. Für einen Donnerstag war das schon eine schier unfassbare Atmosphäre.
Die Setliste entsprach ungefähr der von Stockholm. Im Gegensatz zu dem Konzert ein paar Tage vorher, spielten die STREET DOGS einen neuen Song. Ansonsten lebte die Show wieder von der Stimmung, der Leistung auf der Bühne und den tollen Songs, die jedes Publikum zum Mitmachen animieren. Aufgrund einer Studentenprty im Anschluss spielten die Bostoner aber etwas kürzer. Dennoch kam die Band um 23 Uhr noch einmal auf die Bühne, obwohl die Musik vom Plattenteller bereits lief. So wurde am Ende noch mal das Letzte aus Publikum und Band geholt. Mit den größten Hits der Band ging auch diese Show zu Ende.
Welches Konzert nun besser war, lässt sich schlecht sagen. Beide Shows waren Klasse. In Stockholm waren Sound und Show etwas besser, dafür waren der Partyfaktor und die Stimmung in Hannover ungleich höher. Wie es gedreht und gewendet wird, die STREET DOGS live 2009 haben die ultimativen Konzerte des Jahres geliefert, in welcher Stadt auch immer. Da waren sich alle Besucher einig!
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